Mit der Kritik ist das so eine Sache: Sie sind mit den Verhältnissen, einem Menschen oder einer Sache unzufrieden und wollen, dass das rüberkommt. Um etwas zu bewirken, dafür haben Sie ein ganzes Repertoire an Möglichkeiten. Aber nicht alle sind gut; einige können auch Schaden anrichten.

Ein Beispiel: Wenn Sie sich etwa über etwas oder jemanden ärgern, können Ihre Emotionen hochkochen. Wenn Sie Ihren Ärger ungefiltert rauslassen („Was haben Sie mir DA denn schon wieder geliefert?“), dann machen Sie Ihrem Gegenüber einen Vorwurf: Sie klagen an. Das mag niemand. Außerdem weiß Ihr Gegenüber nicht, was Sie gerne anders hätten.

Donald Kiesler, ein amerikanische Psychologe, bietet ein Schema zum Einsortieren von Kritik an:

Kritik-Porfolio

Manche Menschen tun sich schwer mit Kritik. Sie sagen einem nichts direkt, meckern aber bei Dritten oder agieren anderweitig „hinten herum“. Damit vermeiden sie die Beziehungsklärung. Das ist die feindlich-passive Variante von Kritik. Manchmal können Sie spüren, dass solche Menschen „auf ihren Gefühlen sitzen bleiben“.

Kritik zeigt sich auch nonverbal

Die freundlich-passive Variante zeigt sich nonverbal. Sie können etwa jemandem, der einen Fehler gemacht hat, die Hand auf die Schulter legen, lächelnd den Kopf schütteln oder ihm mit der Hand ein STOP-Zeichen geben. Freundlich-passive Kritik wird im Business eher selten geübt.

Im Gegensatz dazu finden Sie im feindlich-aktiv-Quadranten eine Vielzahl von Verhaltensweisen wie nörgeln, meckern, kritisieren („kritteln“), vorwerfen sowie diverse Formen der Abwertung. Meist sind das DU-Botschaften wie „Du bist …“, oder „Du hast …“. Viele von uns tendieren zu solchen DU-Botschaften. Vergessen Sie nicht: Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, zeigt mit den übrigen Fingern seiner Hand auf sich.

Unter der Rubrik freundlich-aktiv wird von vielen Trainern und Coaches das Lob-Kritik-Lob-Sandwich vermittelt. Die Kritik soll zwischen zwei Lob-Scheiben verpackt werden. Davon halte ich nicht so viel, denn das Lob wird entwertet, weil sein Hauptzweck darin besteht, die Kritik nett einzupacken. Viele Menschen spüren das und werden schon argwöhnisch, wenn ein konstruiertes Lob daherkommt.

Der Königsweg: Professionelles Feedback

Der Königsweg ist das professionelle Feedback, das ausschließlich aus ICH-Botschaften besteht und damit angriffsfrei ist. Sie beschreiben eine Situation, ein Erlebnis oder ein Ergebnis sachlich-objektiv: „Bis heute morgen lag mir das für vorgestern zu liefernde Dokument nicht vor.“ Dann benennen Sie Ihr Gefühl: „Damit bin ich nicht zufrieden.“, um danach bei Bedarf einen Wunsch oder eine Bitte an Ihr Gegenüber anzufügen, etwa: „Ich bitte Sie darum, mir zukünftig frühzeitig mitzuteilen, dass Sie erst später fertig werden.“

In unserem Blended Learning-Kurs Feedback im Business erlernen Sie diesen faszinierenden Königsweg. Schnuppern Sie doch mal unverbindlich in der Kursvorschau! Wichtig für Ihre Haltung: Sie können andere Menschen nicht ändern, nur sich selbst. Fangen Sie also mit Ihrem Kritikstil an.

Über den Autor

Michael Schwartz leitet das Institut für integrale Lebens-und Arbeitspraxis (ilea) in Esslingen. Der Diplom-Physiker arbeitete vor seiner Beratertätigkeit zwei Jahrzehnte als Führungskraft und Projektmanager in der Software-Industrie. Weitere Informationen über Michael Schwartz