Resilienztraining für mehr Widerstandskraft

Sylvia Kéré Wellensieck:
Handbuch Resilienztraining
Beltz, 2017 (2. Auflage)
EUR 49,95

Mit dem Handbuch Resilienztraining hat Frau Wellensiek eine spannende und umfassende Lektüre zum vielschichtigen Thema Resilienz vorgelegt. Ihr weit gefächertes Wissen im Gebiet der Widerstandskraft und ihre persönlichen Erfahrungen geben ein rundes Bild davon, was sie unter Resilienz versteht. Besonders bemerkenswert ist, dass sie ihr philosophischen und gesellschaftstheoretischen Wissens einbezieht. So berücksichtigt sie bei ihrer “Methode” (H.B.T. Training) auch „weiche“ Faktoren (z.B. Achtsamkeit, „die Stille hören“, Referenzen zu buddhistischen und philosophischen Zitaten, etc.). Sie kreiert dadurch Perspektiven, die nicht nur in einer gesellschaftlich-medizinischen Pathologisierung des Phänomens aufgehen. Historische, philosophische und vor allem auch praktische Dimensionen fließen mit ein.

Resilienz – kritisch reflektiert

Angesichts dieses vielschichtigen Wissens, ist es verwunderlich, dass sie zu keinem Zeitpunkt auf das neoliberale Korsett des Resilienzbegriffs eingeht. Es ist faszinierend, wie elaboriert sie über Themen wie Aufmerksamkeit, „das Energiefass füllen“ oder die „Biografielinie“ spricht. Meistens kommt sie dann aber darauf zurück, wie man diese Techniken zur effizienten Selbststeuerung einsetzt. Diese Verengung auf den Aktionismus des Einzelnen birgt die Gefahr, dass dieser aus dem defizienten Modus seiner Arbeitsweise gar nicht herauskommt, was aber wahrscheinlich sein Coaching-Anliegen war. Coaching sollte unserer Ansicht nach nicht einfach „neue bullet-points auf der to-do-Liste“ liefern.

Widerstandskraft zahlt sich aus

Umso spannender sind ihre Ausführungen zur Resilienz in Organisationen. Dabei betont sie auch, dass weiche Faktoren in der Unternehmensführung immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Mit vielen praktischen Übungen für Teams, Führungskräfte und Mitarbeiter gibt sie einen bunten Strauß von Methoden an die Hand. Dadurch sind diese Übungen für jede Art von Beratungstätigkeit oder für HR-Bereiche hilfreich. Außerdem dienen sie der konkreten Übersetzung des Gelernten in den Arbeitsalltag.

Alle sind sich einig, dass die Kosten der Krankheitsfälle, die durch mangelnde Prävention erst entstehen, die Kosten der gesundheitlichen Präventionsmaßnahmen in einem Unternehmen, deutlich übersteigen. Das heißt, dass es auch aus unternehmerischer Perspektive immer wichtiger wird, die Gesundheit der Mitarbeiter entsprechend zu schützen, statt erst zu reagieren, wenn es zu spät ist. Die Etablierung integraler Methoden ist dafür elementar, denn eindimensionale Methoden sind und werden in Zeiten steigender Komplexität zunehmend obsolet.

Eine Erweiterung der Methoden

Insgesamt hat uns bei ilea die Lektüre des “Handbuch Resilienztraining” in unserer Haltung und unseren Angeboten im Bereich Resilienz-Coachings für Menschen und Unternehmen bestätigt. Mit unserem interdisziplinären Know-how können wir Sie auf Ihrem Weg zu mehr Resilienz begleiten.

Bewertung

  • Umfängliche und stark elaborierte Lektüre
  • angenehm strukturiert und aufbereitet
  • Manko: Das Verschweigen der neoliberalen Fallstricke des Resilienzbegriffs, die wir uns angesichts der breiten Behandlung des Themas durchaus gewünscht hätten
  • praxisnahes und reflektiertes Bild des schillernden Begriffs der Resilienz

Über den Autor

 

Michael Schwartz leitet das Institut für integrale Lebens-und Arbeitspraxis (ilea) in Esslingen. Der Diplom-Physiker arbeitete vor seiner Beratertätigkeit zwei Jahrzehnte als Führungskraft und Projektmanager in der Software-Industrie. Weitere Informationen über Michael Schwartz