Erkenntnisse aus der Aristoteles-Studie von Google (2017)

In einer hausinternen Untersuchung hat Google die Zusammenarbeit von Teams beforscht. Die leitenden Fragen waren: Wie sich Teamarbeit fördern? Was zeichnet ein leistungsstarkes Team aus? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Team gut funktioniert und für die Sache brennt? Warum leistet ein Mensch im einen Team deutlich mehr als im anderen? Die Ergebnisse der Studie sind teils erwartbar, teils tiefergehend. Sie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Teamarbeit fördern – mit klassischen Team-Werten

Zu betonen ist, dass Verlässlichkeit wichtig ist für den Teamerfolg. Gemeint ist das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen, und dass das Team sich in der Lage fühlt, Ziele fristgerecht zu erreichen.

Eng mit der Verlässlichkeit verknüpft ist die Selbstwirksamkeit. Teammitglieder brauchen das Gefühl, dass sie etwas bewegen und erreichen können. Das Gefühl des Vorankommens beflügelt Teammitglieder darin, Leistung zu erbringen.

Ein weiterer Team-Wert ist Orientierung. Dazu zählen eine klare und faire Verteilung von Rollen, Aufgaben und Redezeiten. Hinter die gleichmäßige Verteilung von Redezeit haben die Google-Forscher ein Ausrufezeichen gesetzt, denn für das Wohlbefinden und die Leistungsbereitschaft jedes Einzelnen ist wichtig, dass er das Gefühl hat, seinen Standpunkt angemessen vertreten zu dürfen.

Vertrauen und emotionale Intelligenz

Das ist der vielleicht spannendste Teil der Erkenntnisse. Die Forscher haben das psychologische Sicherheit genannt. Gemeint sind gegenseitiges Vertrauen und emotionale Intelligenz. Wer Teamarbeit fördern will, muss für ein vertrauensvolles und Sicherheit spendendes Klima in der Gruppe sorgen. Dazu ist es wichtig, dass ein Teammitglied zu jeder Zeit das Gefühl hat, sich ohne Angst vor Benachteiligung auch zu schwierigen Themen äußern zu dürfen.

Weiterhin fördert eine emotionale Reife der Mitglieder Teamarbeit. Teammitglieder sollten ein Gespür für Stimmungen und Atmosphäre in der Gruppe haben, außerdem die Fähigkeit, diese auch anzusprechen. Empathisches Eingehen auf den anderen sorgt für ein verständnisvolles Miteinander. Das wiederum trägt dazu bei, dass Menschen sich ohne Angst zu Wort melden.

Dies beseitigt auch ein Problem, das viele sich nicht so recht erklären konnten: Warum sind manche Menschen in einem bestimmten Team zu Höchstleistungen fähig, während sie in einem anderen Team nur durchschnittlich performen? Dies lässt sich so erklären, dass Teammitglieder im ersten Team eine vertrauensvolle und „emotional kompetente“ Atmosphäre vorfinden, die sie zu Höchstleistung motiviert. Das zweite Team hingegen hemmt ihre Produktivität durch eine konfliktgeladene Sozialdynamik. Dort fehlen meist Team-Mechanismen, um diese zu bearbeiten.

Teamarbeit fördern durch Sinngebung

Teammitglieder leisten dann von sich aus gerne und viel, wenn sie ihre Arbeit als sinnvoll erfahren. Eine bedeutsamer Leistungshemmer ist, wenn der Mitarbeiter das Gefühl hat, am Werkstor einen Teil seiner Persönlichkeit abgeben zu müssen. Ein Konzern, dem es primär um die Profite der Aktionäre geht, wird es zukünftig schwer haben, geeignetes Personal zu finden. Unternehmensleiter sind mehr und mehr gefordert, dass sie sich der Sinn-Thematik annähern. Das gleiche gilt für Teams. Auch hier wird jeder Einzelne motivierter arbeiten, wenn er hinter seiner Arbeit stehen kann. Deshalb plädieren wir bei ilea (Integration von Lebens- und Arbeitspraxis) dafür, dass Unternehmen die Motivation von Menschen und ihr Arbeitsumfeld stärker in Einklang bringen.

Die Studie von Google zeigt, dass Teamentwicklung, Mitarbeiterentwicklung und Unternehmensentwicklung eng miteinander zusammenhängen. Häufig wird es nicht reichen, nur eines der Themen zu bearbeiten. Denn der Effekt verpufft, wenn die anderen Themen nicht mit bearbeitet werden. Leistungsstarke Teams erfordern emotional intelligente Mitglieder in einer sinnstiftenden Unternehmenskultur.

 

Über den Autor

Michael Schwartz leitet das Institut für integrale Lebens-und Arbeitspraxis (ilea) in Esslingen. Der Diplom-Physiker arbeitete vor seiner Beratertätigkeit zwei Jahrzehnte als Führungskraft und Projektmanager in der Software-Industrie. Weitere Informationen über Michael Schwartz